Hallo liebe Heilige-Geist-Gemeinde aus Berlin Moabit,

mein Name ist Phillip Heise, und ich bin der neue Praktikant Ihrer und eurer Gemeinde. Ich freue mich sehr bei Ihnen und euch sein zu dürfen und blicke den kommenden 3 Monaten freudig entgegen. Ich bin 21 Jahre alt und studiere an der Evangelischen Hochschule Berlin in Zehlendorf „Evangelische Religionspädagogik & Diakonik“ mit dem Ziel, nach meinem Studium den Pfarrberuf zu ergreifen.

Warum aber ausgerechnet den Pfarrberuf? – das könnten Sie nun fragen: Ist das nicht schon etwas altbacken? Und sowieso, Kirchengemeinden werden fusioniert, kirchliche Stellen gekürzt, … – das hat doch keine Zukunft mehr! Wieso also sollte jemand ein scheinbar sinkendes Schiff betreten?

Ich für meinen Teil denke, dass der Pfarrberuf nach wie vor großes Potential birgt. Aus einem einfachen Grund: Uns Menschen bewegen große Fragen. Fragen, die nicht leicht – oder auch gar nicht – beantwortet werden können. Oft beschäftigt uns das, was wir nicht verstehen, für lange Zeit. Ab einem gewissen Fragepunkt erblicken Glaube und Theorien das Licht der Welt. In so ziemlich allen Bereichen unseres Lebens. Und bei persönlichen und lebensbezogenen Fragen kann der Glaube eine tragende Rolle spielen und uns helfen, Antworten zu finden. Ich denke, dass Glaube und Spiritualität also auch heute noch einen hohen Stellenwert innehaben. Allerdings gehen tiefgehende Gedanken schnell im Alltagstrubel unter. Sich die und den großen Fragen zu stellen, zu zweifeln, zu glauben und zu hoffen – das ist alles in allem schwierig genug. Kirche und Gemeinde können den Raum und die Möglichkeit bieten, über solche Themen und Gedanken zu reden, sich auszutauschen, oder auch einfach nur den eigenen Gedanken nachzuhängen. Pfarrer*innen können dabei helfen, Gedanken anzustoßen und seelsorgerlich Menschen bei wichtigen Lebensereignissen begleiten und unterstützen. Solange dieser Beruf noch in der Lage ist, den Menschen etwas zu geben, kann es um dieses scheinbar sinkende Schiff nicht so schlecht bestellt sein. Wenn wir Menschen etwas aus unserem umfangreichen Schatz an biblischen Geschichten und Erzählungen mitgeben können und eben jene Geschichten uns noch immer ansprechen und uns Kraft geben können, ist auch der Pfarrberuf noch wert fortgeführt zu werden. Manchmal muss eben nur die Sprache angepasst und ein wenig auf die Aktualität der Themen geschaut werden. Von Zeit zu Zeit gehört es dazu, ein bisschen Staub abzuklopfen und die Dinge zu sortieren, sonst helfen sie niemandem mehr. Dem kann sich kein Glaube und erst recht kein Berufszweig jemals entziehen.

Nach meinen ersten zwei Wochen habe ich mich auch schon gut bei Ihnen und euch eingewöhnt und lerne diesen besonderen Berliner Kirchenraum immer besser kennen. Ich hoffe, dass ich mich gut in dieser Gemeinde einbringen kann und freue mich auf die Zeit und die Begegnungen, die noch vor mir liegen.