Konfirmation mal anders: im besonderen Jahr 2020

Derart besonders hatten wir uns das nun auch wieder nicht vorgestellt. Gut, etwas Besonderes sollte es schon sein, das Lebensereignis Konfirmation: für unser Kind natürlich, aber auch für uns Eltern und die ganze Familie. (Tränen nicht nur der Mutter: So groß ist mein Kleiner nun also geworden, kann es denn wahr sein?, etc pp.)

Aber dann wollte und wollte es einfach nicht stattfinden, dieses Lebensereignis. Wie so manches in diesem verseuchten Jahr 2020. Ob Geschäftsreisen, Urlaube oder das Beethovenjubiläum: alles in die Corona-Binsen gegangen. An ein großes Familienfest Konfirmation zu Pfingsten, wie lange geplant, war da natürlich auch nicht zu denken.

Doch siehe, der Heilige Geist kann sich wenn nötig auch per Zoom-Konferenz einstellen. Mit bemerkenswerter Geduld hielt das Konfi-Team um Pfarrerin Rebiger, Vikar Wegscheider und Diakon Flo die digitale Verbindung zu den Konfis, und mit noch bemerkenswerterer Geduld blieben die Jugendlichen selbst bei der Stange. Aber ganz so ein Wunder war es dann doch nicht, sondern es stand unermüdliche, liebevolle Arbeit dahinter. In den Monaten vor der Krise, als das Leben noch ganz normal verlief (wir wussten es nicht immer recht zu schätzen, wie der Wert von Dingen sich ja oft erst zeigt, wenn wir sie zu verlieren drohen oder verloren haben), da war die Heilige-Geist-Gemeinde für die Konfis bereits zu einem Willkommens- und Geborgenheits-Ort geworden. Einladend und seelenbildend, wie Kirche es sein sollte: mit Bibel-Quiz und Kicker, Kirchenübernachtung und überhaupt viel Gemeinschaft, selbst wenn die geplante Reise dann abgesagt werden musste. Auch der Konfirmand sagte, dass es gut war; selbst wenn sein Vater meinte, den Psalm 23 zum Beispiel hättet ihr aber schon mal auswendig lernen können.

Im Herbst kam es dann endlich doch zur verschobenen Konfirmation, wenn auch auf drei Termine verteilt und mit stark eingedämpftem Familien-Aufparadieren. Was ja auch wieder sein Gutes haben kann, bei allem Respekt für etwaige besuchswillige Großtanten dritten Grades aus Pforzheim. Die anwesenden Kernfamilien nun stellten staunend fest, dass Vierzehnjährige sich heute stupend cooler und schicker konfirmieren lassen, als man selbst es in den modisch bedenklichen 1980er und 90er Jahren tat, oder gar in noch älteren Tagen. Dass aber diese eleganten jungen Leute alles andere als oberflächlich sind, hatten schon zuvor ihre selbstformulierten Texte und Fragen in mehreren Gottesdiensten gezeigt. Da ging der Blick weit hinaus in die Welt, auch und gerade an die Grenzen unserer abgeschotteten Welt Europa, wo wir Menschen ertrinken lassen, die sich auf einen gefährlichen Weg gemacht haben, weil sie von einem besseren Leben für sich und ihre Nachkommen träumen. Hoffnungen, die für unsereinen selbstverständliche und alltägliche Realität sind. Uns geht es ja wahnsinnig gut, selbst in einem Seuchenjahr.

Und ging der Blick der Konfirmanden auch über diese Welt hinaus? Wagt er, nach dem unvorstellbaren, undefinierbaren Jenseitigen zu schielen, nach dem ganz anderen – was immer das sein soll? Nun, das wird sich zeigen im Leben. Die Grundlagen wurden jedenfalls gelegt.

von Herrn Albrecht Selge